Wirtschaftslage in Griechenland. Kann man wieder investieren?
Nicht wenige Anleger fragen sich, ob das in den letzten Jahren wirtschaftlich arg gebeutelte Griechenland vor einer nachhaltigen wirtschaftlichen Erholung steht, und sich deshalb Investitionen in den griechischen Aktienmarkt und die griechische Bauwirtschaft wieder lohnen. Diese Frage verlangt nach einer differenzierten Erörterung.
Die Schuldensituation des griechischen Staates
Die Regierung in Athen ist hoffnungsfroh demnĂ€chst wieder aus eigener Kraft an die internationalen KapitalmĂ€rkte zurĂŒckkehren zu können, um sich dort Geld zu leihen. Indes ist dies keineswegs gesichert. So dĂŒrfte Griechenlands Staatshaushalt auch 2017 statt einem anvisierten PrimĂ€rĂŒberschuss, also Ăberschuss vor Schuldendienst, von 3,5 Prozent nur einen PrimĂ€rĂŒberschuss von 1,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aufweisen. Wohlgemerkt, das ist der Ăberschuss vor Schuldendienst. Unter Einbeziehung des Schuldendienstes ist der griechische Staatshaushalt natĂŒrlich wieder im Minus. Auch gestalten sich Athens Verhandlungen mit seinen GlĂ€ubigern zwecks GewĂ€hrung von Zahlungserleichterungen zĂ€her als erwartet. Es ist vor diesem Hintergrund keineswegs ausgeschlossen, dass das Land seine Schuldenprobleme nicht in den Griff bekommt, und dadurch die Akzeptanz des Wirtschaftsstandortes Griechenland weiter absinken könnte.
Der griechische Aktienmarkt
Der griechische Aktien Aktienmarkt, der Athex Composite, hat in den letzten Monaten fast 29 Prozent zulegen können. Getrieben wurde dies Entwicklung vom privaten Konsum und von diversen infrastrukturellen GroĂprojekten. Allerdings ist auch die Situation des griechischen Aktienmarktes prekĂ€r. So notiert er mit knapp 760 Punkten bereits wieder erkennbar unter seinem 12-Monatshoch, wĂ€hrend etwa der deutsche DAX momentan von Höhepunkt zu Höhepunkt eilt. Sorgen bereitet auch die im Jahr 2017 fĂ€llige starke RentenkĂŒrzung, welche dem privaten Konsum Kaufkraft entziehen dĂŒrfte. Zudem verfehlt Griechenland stĂ€ndig seine Wachstumsprognosen. Eigentlich hĂ€tte das Land bereits 2016 wieder auf den Pfad des Wirtschaftswachstums zurĂŒckkehren sollen. Starke WirtschaftseinbrĂŒche in den Schlussquartalen des Jahres 2016 machten diese Zielsetzung indes zu Nichte, und bescherten dem Land nur ein Nullwachstum. Auch im Jahr 2017 sackte das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal gegenĂŒber dem Quartal des VorgĂ€ngerjahres um 0,5 Prozentpunkte ab. Die EuropĂ€ische Kommission senkte das Wachstumsziel fĂŒr Griechenland deshalb auf 2,1 Prozent fĂŒr 2017 ab. Weitere negative Ăberraschungen sind nicht ausgeschlossen. Sollten diese eintreten, dĂŒrfte sich der griechische Aktienindex wieder Richtung SĂŒden bewegen.
Die griechische Bauwirtschaft
Die griechische Bauwirtschaft verzeichnet im Bereich der Infrastrukturbauten momentan einen Aufschwung. Zu nennen wĂ€ren diesbezĂŒglich etwa das GroĂprojekt Trans Adriatic Pipeline, diverse Hafen- und StraĂenbaumaĂnahmen und Investitionen in die Metros von Athen und Thessaloniki. Sorgenkind indes bleibt nach wie vor der Bereich des privaten Wohnungsbaus. Hier wird sich die negative Entwicklung wohl fortsetzen.
Fazit
Eine Investition in Griechenland lohnt sich momentan wohl nur fĂŒr jene auslĂ€ndischen Investoren, die im Hinblick auf die GrĂŒndung von Firmenzweigstellen vom niedrigen griechischen Lohnniveau profitieren wollen. FĂŒr alle anderen macht die Unsicherheit bezĂŒglich Schuldensituation und Entwicklung der Realwirtschaft ein Griechenlandinvestment zu einem unkalkulierbaren Risiko.
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